„Home is where my heart is“ spielt mit dem Hashtag #mirrorselfie. Das Werk besteht aus drei Spiegeln, die nebeneinander an der Wand hängen und mit handgeschriebenen Sätzen bestückt sind. Die Menschen werden animiert, sich selbst im Spiegel zu fotografieren und dies dann in den sozialen Medien zu posten. Unter dem Hashtag #mirrorselfie findet man vor allem sehr ausladende Selbstdarstellungsformen, bei denen es um das perfekte Outfit, ein oben-ohne- oder bauchfrei -Foto nach dem Workout, oder dem kitschig gestalteten Wedding Mirror Selfie bei Hochzeitsfeiern geht.
Auf den drei Spiegeln von „Home is where my heart is“ stehen 3 Sätze, die einen Fühlprozess in Gang bringen sollen. Wobei es eben nicht mehr nur um das Äußere geht. Der Raum für Reflexion ist geöffnet. Der Titel des Werks bezieht sich auf den Elvis Presley Song „Home is where the heart is“, von 1962, bei dem es vordergründig darum geht, dass das Herz da zu Hause ist, wo man liebt. Ich möchte durch die Reflexion im Spiegel jedoch eine Selbstreflexion über Selbstliebe antriggern, denn Selbstliebe könnte als Übertitel über allen Spiegeln stehen. Die so viel zitierte und auch in der Coaching- und Persönlichkeitsenwicklungsszene oft sehr ausgelutschte Begriff „Selbstliebe“, wird oft auch mit Selbstfürsorge übersetzt. Echte Selbstliebe geht aber noch etliche Stufen tiefer als sich gut um sich zu sorgen. Das kann der Anfang sein. Selbstliebe ist die wahre Annahme dessen, was da ist und damit „fein“ zu sein. Sich wahrhaftig im gegenwärtigen Moment zu begegnen und dankbar zu sein, für das was ist, das was noch nicht ist und das was werden wird. Es geht darum zu erkennen, zu entblättern was und wer man in Wahrheit ist. Oft ist es unsere Identität, an der wir vehement festhalten und die uns die Sicht auf den wahren Wesenskern verschleiert. Wir stehen uns selbst im Weg. So wie es Vladimir Nabokov ausgedrückt hat: “For I do not exist: there exist but the thousands of mirrors that reflect me. With every acquaintance I make, the population of phantoms resembling me increases. Somewhere they live, somewhere they multiply. I alone do not exist.” Jede Reflexion im anderen, oder einer Situation oder Umgebung, bringt eine neue Version, einen neuen Identitätsaspekt hervor. Es wird immer schwerer zu unterscheiden, was oder wer bin ich in Wahrheit. Jenseits von Limitierungen und erlebten Glaubenssätzen. Die Frage ist, wer ist man jedoch wirklich, wenn man niemand mehr sein muss? Wenn man sich wirklich selbst ”erlaubt”!
Eine der wohl schwierigsten Übungen ist es, sich selbst im Spiegel zu betrachten ohne Bewertung, mit liebevollem Blick und laut zu sich zu sagen „Ich liebe mich.“ Diese Spiegelreihe ist eine Annäherung an diesen Satz um das Ankommen in sich zu etablieren, in sich wohl zu fühlen um dann im zweiten Schritt auch seinem Umfeld wahrhaftiger zu begegnen.
Das Werk entstand im Rahmen der Ausstellung „Konzept Heimat“ in Zusammenarbeit mit dem Heimatpflegeverband Südtirol
vom 7. September (SKB ARTES) und 13. September (Granaio Nomi) bis 25. Oktober 2024
Der Werkzyklus “Heimat” wurde gefördert durch das Amt für deutsche Kultur der Autonomen Provinz Bozen Südtirol. Vielen Dank dafür!
Leave a Comment